Für unseren Shopify Podcast haben wir Alisa Maria Jahnke eingeladen, Co-Founder und Co-CEO der erfolgreichen Schmuckmarke PURELEI. Mit Alisa haben wir bereits in diesem Blogbeitrag über Social Commerce und Influencer Marketing gesprochen.
In der Podcast-Folge erzählt sie uns, wie die Mannheimer Marke von null auf 150 Mitarbeiter:innen in wenigen Jahren gewachsen ist. Die Skalierung des 2016 gegründeten Schmuckunternehmens, das maßgeblich durch Alisas Auslandssemster in Hawaii inspiriert wurde, hielt einige Herausforderungen bereit. Über die Führung eines Teams dieser Größe, über Schmuckdesigns und die Probleme mit der Corona-Situation spricht die 29-Jährige in dieser Folge mit uns.
Lesetipp: In diesem Beitrag erfährst du alles, was du für ein korrektes Impressum wissen musst.
Übrigens: wir haben Alisa fast ein Jahr später getroffen. Über Community-Management und Teambuilding in Zeiten des Lockdowns und die aktuellen Ziele spricht die Gründerin ab Minute 42 im Podcast-Update!
Die komplette Transkription dieser Folge findest du hier.
Show Notes
Inhaltsverzeichnis:
- Wie alles mit einem Auslandssemester in Hawaii begann
- Die Aloha-Botschaft: der Aufbau von PURELEI als Marke
- Einfach machen! Wie die Marke Selbstbewusstsein transportiert
- Von der Idee zum fertigen Produkt
- Ein Team führen ohne Führungserfahrung
- Der nächste Schritt: Internationalisierung
Was ist PURELEI?
Der Name PURELEI ist eine Kombination aus den Wörtern pure und lei. Er steht für das pure Lebensgefühl und die weltberühmte hawaiianische Blumenkette Lei. Das Label bietet Schmuck (wie z.B. Ohrringe) und Lifestyleprodukte inspiriert vom hawaiianischen Lebensgefühl.
Wie alles mit einem Auslandssemester in Hawaii begann
Manuel Fritsch: Von null auf hundert in drei Jahren - das ist ein ganz schön starkes Wachstum!
Alisa Maria Jahnke: Da ging's wirklich rund die letzten drei Jahre und das war und ist eine spannende Zeit. Es gab natürlich auch ein paar Hindernisse, die wir alle gemeistert haben. Aber jetzt haben wir ein cooles Team hier in Mannheim und haben einiges zu tun.
Lesetipp: Wie du eine einzigartige Über-uns-Seite gestaltest, verraten wir dir in diesem Beitrag.
Manuel: Ihr beschäftigt euch sehr intensiv mit dem Thema Hawaii und das hat auch einen persönlichen Ursprung.
Alisa: Genau, richtig. Ich hatte eine super coole Zeit auf Hawaii. Während meines Studiums habe ich 2013 ein Auslandssemester dort gemacht und bin für ein halbes Jahr hin, ohne dort eine Wohnung zu haben, ohne jemanden zu kennen. Das war eine Herausforderung für mich, der ich mich stellen wollte, mal ans andere Ende der Welt zu reisen. Im Endeffekt war es die beste Erfahrung, die ich dort machen konnte, weil ich viel selbstständiger geworden bin. Ich konnte mein Englisch verbessern, ich bin wo anders zur Schule gegangen, ich habe neue Freunde kennengelernt. Es war eines der schönsten Erlebnisse, die ich je hatte. Das hat mich sehr geprägt. Ich habe dort immer viel Schmuck mit Muscheln getragen, der mich dann an den schönen Strand erinnert hat und hab das natürlich auch alles mit nach Hause gebracht. Das Ganze haben wir dann in PURELEI einfließen lassen.
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Freddy, Alisa und Etienne - die Gründer:innen von PURELEI
Manuel: Hättest du dich damals selbst als jemanden gesehen, der von sich sagt, "Ich will unbedingt mal selbstständig werden“?
Alisa: Nee, ich habe damals eine Werkstudentenstelle gehabt bei SAP. Da hätte ich mir am Anfang auch vorstellen können, anzufangen. Aber ich hatte das Glück, dass mein Vater immer zu mir gesagt hat: "Mach dich selbstständig! Das ist das Beste, was du machen kannst. Du hast da gewisse Unabhängigkeiten und bist frei in deinen Entscheidungen." und das hat mich da ich immer so ein bisschen in die Richtung getrieben. Dafür bin ich jetzt super dankbar, weil ich glaube, sonst hätte ich mir das nicht zugetraut. Als ich damals auf Hawaii war, habe ich immer so ein bisschen geträumt, mal so einen kleinen Laden zu haben, der die ganzen Beach-Sachen verkauft. Was man halt so träumt. Aber dass das dann wirklich mal so Realität wird und auch so zeitnah, habe ich mir damals nicht vorstellen können.
Manuel: Hast du da schon Bezug zu gehabt oder warum Hawaii?
Alisa: Ich war damals schon nach meinem Abi mit einer Freundin dort. Wir haben eine Rundreise gemacht, waren einen Monat in Kalifornien und einen Monat auf Hawaii. Da war ich 19 Jahre alt. Da habe ich Hawaii das erste Mal kennenlernen dürfen und als ich dann an der Hochschule angefangen hab, hieß es: "Wir haben hier einen Partner-Uni auf Hawaii". Dann war klar, da gehe ich auf jeden Fall wieder hin. Das war der Jackpot. Ich hatte einfach Lust auf ein Strandleben für eine gewisse Zeit, einfach mal etwas komplett Anderes, was man hier in Deutschland nicht hat. Auch mal weit weg sein, weit weg von zu Hause und eigene Erfahrungen zu machen.
Manuel: Das heißt, diese Hawaii-Erfahrung war vor allem prägend für dich, was dein Selbstbewusstsein angeht?
Alisa: Ja, auf jeden Fall. Ich war in der Jugend eine sehr schüchterne Person. Ich war vor Referaten in der Schule aufgeregt. Das ist mir früher alles nicht so leichtgefallen. Ich wollte mich damit ins kalte Wasser schubsen, in ein Land gehen, wo man die Sprache noch nicht so gut spricht, wo man selbst eine Wohnung suchen muss, wo man wirklich mal auf sich allein gestellt ist. Es hat mir damals so viel geholfen. Wenn ich hier in Deutschland dann schwierige Situationen hatte, die mir unangenehm waren, dachte ich immer "Hey, du bist da allein hingeflogen, du hast da alles allein auf die Reihe gekriegt. Was soll dir hier jetzt noch passieren? Du kriegst alles hin!". Das hat mir Power gegeben.
Manuel: Ist dort die eigentliche Idee entstanden, diese Sachen auch zu verkaufen, oder wie ist dieser Prozess vorangeschritten?
Alisa: Ich habe immer Lust darauf gehabt, auch mit meiner Freundin dort. Wir haben immer so ein bisschen rumgesponnen, "Hey, könnte man sowas nicht machen?", aber es wurde nie ernst. Dann habe ich 2016 Freddy und Etienne kennengelernt. Mit Freddy bin ich dann auch zusammengekommen.
Manuel: In Hawaii?
Alisa: Nee, das war dann in Deutschland hier. Ich fand es super spannend, was die beiden gemacht haben. Die hatten einen Onlineshop für Handy-Accessoires. Das fand ich mega spannend, auch wie das alles funktioniert. Ich habe dann am Anfang ein bisschen in der Logistik geholfen und Bestellungen mit verpackt. Einfach, dass ich mal so ein Gefühl dafür bekomme. Dann kamen wir zu dritt auf die Idee, "Hey, warum probieren wir nicht noch etwas Zweites aus, mit Schmuck?". Ich hatte früher immer schon super viel Schmuck an und hab mich dafür echt begeistert. Dann haben wir gesagt: "Lasst uns das ausprobieren! Wir gründen noch eine zweite Marke. Wir testen es an. Wenn es gut läuft, gründen wir auch noch eine zweite Firma dazu". Ich war währenddessen noch in meinem Master-Studium und konnte dann natürlich voll loslegen, weil ich Semesterferien hatte und da meine ganze Zeit investieren konnte. Dann lief das von Anfang an super gut mit PURELEI, sodass alles sehr ernst wurde von Beginn an und wir da eine Riesenchance gesehen haben und uns da mit der Marke auch verwirklichen konnten.
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Ein Stück Hawaii: Die Schmuckstücke von PURELEI versprühen Aloha
Manuel: Das klingt, als hat sich das alles ineinandergefügt. Habt ihr da nochmal mehrere Brainstorming-Phasen durchlebt, bevor die Marke so war, wie sie ist?
Alisa: Wir haben direkt von Anfang an eine Strategie gehabt, weil ich immer diesen Laden in Hawaii vor mir gesehen habe und, was dort verkauft wird: Strandtücher, Sonnenbrillen, Ketten als Erinnerung, Ohrringe, Schmuck, auch mal Bikinis. Es war klar, dass wir auch in so eine Richtung gehen werden und auch die Aloha-Botschaft nach außen tragen möchten. Aber es war nie so, dass es am Anfang auf Papier runter geschrieben war. Wir hatten es alle in unseren Köpfen und haben einfach losgelegt und getestet. Bei uns dreien war es super, weil wir alle recht unterschiedliche Eigenschaften haben und uns ergänzen. Freddy hatte von Anfang an eher den Kreativpart und den Marketing-Part übernommen. Etienne war mehr im Performance Marketing. Ich habe damals mit dem Einzelhandel angefangen, habe eigentlich so alles im Hintergrund der Marke gemacht, weil die Jungs noch den anderen Shop hatten. Freddy und Etienne sind dann erst Anfang 2018 komplett zu PURELEI gewechselt. Seitdem machen wir das zu dritt.
Manuel: Wie waren die Anfänge? Man kann jetzt nicht direkt sagen, dass du eine bestimmte Nische für dich entdeckt hattest?
Alisa: Nein, wir haben eigentlich mit einem ganz einfachen Produkt angefangen, was auch einen sehr geringen Einkaufswert und einen sehr geringen VK hatte. Das war ein super Einstiegsprodukt. Das waren viele verschiedene bunte Haarbänder, aber wir haben die als Armbänder verkauft. Dadurch, dass wir im Sommer gestartet haben, hatte es so ein bisschen Festival-Charakter. Wir konnten da „Aloha“ drauf drucken und Muscheln oder Wellen und haben die für 9,90€ und 11,90€ verkauft. Das heißt, der Kunde konnte antesten, ob das alles klappt bei uns, weil wir als neue Marke auf den Markt gegangen sind. Er hatte kein großes Risiko mit 9,90€ oder 11,90€. Damit haben wir angefangen. Dann haben wir recht zügig Ketten ins Sortiment genommen, weil wir gemerkt haben, ein Wiederkäufer bzw. eine Wiederkäuferin bestellt dann auch mal eine etwas teurere Kette von 35€. So kam dann auch das Produktsortiment ins Rollen.
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Die Aloha-Botschaft: der Aufbau von PURELEI als Marke
Manuel: Aber immer inspiriert von eurer - du hast es selbst so genannt - Aloha-Botschaft oder?
Alisa: Ja, so wie alles, was wir nach außen hin kommuniziert haben. Wenn der Kunde bzw. die Kundin bei uns anruft, wird er mit "Aloha!" begrüßt. Wenn er von uns eine E-Mail bekommt, wird er mit "Aloha" begrüßt. Wir haben uns bei den Designs inspirieren lassen, bei den Produktnamen. Wir sind am Anfang drei Mal nach Hawaii gereist und haben dort Content produziert, haben die Leute in unserer Insta-Story mitgenommen, haben denen Hawaii so ein bisschen gezeigt und nähergebracht. Am Anfang haben wir super viel auf Instagram gezeigt, alles, was diesen Hawaiianischen Lifestyle ausmacht, um die Marke abzuheben von anderen Schmuckmarken. Weil mir das von Anfang an super wichtig war, dass wir nicht kalt einfach nur Schmuck zeigen, sondern dass wir uns Gründer:innen zeigen, dass wir eine persönliche Bindung zu unseren Kund:innen aufbauen und dass wir so nah wie möglich an der Kundschaft sind. Das hat mir auf der persönlichen Ebene am meisten Spaß gemacht, dass man Videos und Insta-Stories macht, später dann auch IG-TVs. Wir haben anfangs viel Instagram live gemacht, wo wir jede Woche einmal zwei, drei Stunden mit unseren Follower:innen gesprochen haben. Wir haben dort auch schnell herausfinden können, was die Leute noch von uns möchten. Das hat uns sehr geholfen.
Instagram ist ein bedeutender Kanal für die Botschaften der Marke und für Influencer-Marketing unabdingbar
Manuel: Inzwischen habt ihr über 400.000 Follower:innen auf Instagram. Woher kommen dieses große Wachstum und diese Markenloyalität?
Alisa: Ich glaube wirklich, dass es bei uns die persönliche Bindung ist, die wir aufbauen. Dass wir nicht nur Produkt-Shots zeigen, dass wir das Team zeigen, dass wir die Leute mit einbinden. Ob wir die Leute in Designs mit einbinden oder ob wir Umfragen machen, was unsere Kund:innen und Follower:innen noch haben möchten. Ich glaube wirklich, dass es dieser persönliche Charakter ist, gerade auf Social Media, den wir ausstrahlen, der uns von anderen abhebt. Wieso die Leute uns followen? Weil wir super viele Behind-the-Scene-Sachen zeigen, wie wir was vorbereiten, wie der Launch läuft und da wirklich sehr transparent sind. Auch wenn es mal nicht so gut läuft und wir mal in schwierigen Situationen waren, haben wir da immer eine super Transparenz an den Tag gelegt. Ich glaube, das ist wirklich ein Grund, wieso uns die Leute auch gerne auf Social Media folgen.
Manuel: Wenn man jetzt an Instagram und Schmuck denkt, dann fällt einem sofort Influencer-Marketing ein. Wie wichtig war das für euch und welche Erfahrungen hast du da gemacht?
Alisa: Ja, auch super wichtig. Ich habe natürlich am Anfang ganz viele tolle Mädels angeschrieben, hab Produktpakete fertig gemacht, die haben das dann gezeigt auf deren Kanal und dadurch kamen die ersten Sales zustande. Wir haben eine super Partnerschaft mit einigen geschlossen, mit denen wir jetzt auch immer noch zusammenarbeiten, dreieinhalb Jahre später. Das war alles sehr wichtig für die Marke zu Beginn.
Manuel: Wie findet man den richtigen Influencer bzw. die richtige Influencerin für sich oder seine Marke?
Alisa: Was bei uns ganz wichtig ist, wir haben jetzt intern Core Values festgelegt, wie wir ticken und wie eine Person tickt, die bei PURELEI arbeitet. Ähnlich ist es auch auf Social Media. Wir legen fest, passt die Person, vertreten wir die gleichen Core Values? Wie ist der Fit zur Marke? Wenn das gegeben ist, das muss man natürlich am Anfang auch erst ein bisschen austesten, dann kann man wirklich erfolgreiche Kooperationen mit einzelnen Personen haben.
Manuel: Aber sind die nicht komplett austauschbar? Wie lässt sich denn das miteinander verbinden: dieses Authentische, was ihr selbst ja auch vertretet und dieser Bruch, wenn man dann das Gefühl hat, es ist doch klare Werbung.
Alisa: Was uns sehr wichtig ist, dass wir die Partnerschaft mit den Personen, mit denen wir zusammenarbeiten, sehr intensiv pflegen. Wir haben regelmäßig letztes Jahr und auch davor Events veranstaltet, wo man sich trifft, wo wir die Marke näherbringen, wo persönliche Beziehungen und auch Freundschaften entstehen, mit den Personen, mit denen man zusammenarbeitet. Es ist nicht nur so, wir geben dir Geld, und du stellst es dann vor, sondern da stecken teilweise Freundschaften dahinter und da macht es natürlich nochmal umso mehr Spaß. Ich glaube, die Follower:innen und die Kund:innen, die merken das auch, wenn es nur in die Kamera gehalten und danach direkt wieder ausgezogen wird nach der Kooperation. Bei unseren Mädels ist es so, dass sie den Schmuck gern tragen. Das heißt, sie haben den täglich an - das sieht man auch in den Stories. Da sieht man, dass da eine gute Loyalität da ist.
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Einfach machen! Wie die Marke Selbstbewusstsein transportiert
Manuel: Du bist ein bisschen das Gesicht der Marke nach außen. Würdest du dich selbst jetzt auch schon als Art Influencerin bezeichnen?
Alisa: Oh da habe ich noch nie drüber nachgedacht! Das ist eine gute Frage. An sich nicht. Natürlich bringe ich immer auch unseren Schmuck wieder in Verbindung mit mir und teile gern meine Geschichten, bin transparent und will die Mädels und unsere Kund:innen ermutigen, auch in schwierigen Zeiten das Positive zu sehen. In eine gewisse Richtung von „influencen“ geht's da schon, weil ich natürlich auch unseren Schmuck immer wieder schön präsentiere.
Manuel: Auch als Vorbildfunktion, so habe ich dich jetzt wahrgenommen, für andere junge Frauen, die sich überlegen, zu gründen oder sich selbstständig zu machen.
Alisa: Ich war jetzt hochschwanger und habe dann noch ein paar YouTube-Videos aufgenommen, wo ich ein bisschen erzähle, wie ich früher war und wie wenig Selbstvertrauen ich hatte. Natürlich geht es auch in die Richtung, dass ich da unsere Kund:innen ermutigen möchte, dass sie ihren Weg gehen, an sich glauben, sich einfach trauen und einfach machen, weil es bei vielen Mädels eher schwierig ist. Meistens sagt dann doch immer jemand: "Ja, nee, das ist scheiße und das ist blöd, mach das nicht" und dass man einfach auf sich selbst hört. Es geht auf jeden Fall in die Richtung.
Manuel: Wie seid ihr jetzt von der Corona-Pandemie betroffen? Ist das eine Riesenumstellung für euch?
Alisa: Aktuell kommen wir sehr gut damit klar, weil wir von Anfang an auch Homeoffice gemacht haben. Auch vor der Corona-Krise haben unsere Leute schon mindestens ein oder zwei Tage Homeoffice gemacht. Das heißt, es war an sich nichts Neues für uns. Wir hätten es uns trotzdem nie vorstellen können, dass wir uns alle mal solange nicht sehen und wirklich das komplette Unternehmen nur von zuhause leiten müssen. Aber aktuell merken wir einfach, es klappt so gut. Auch das Feedback von den Mitarbeiter:innen ist enorm, man hat morgens den stressigen Anfahrtsweg nicht, man kann sich einen Kaffee machen, setzt sich an den Tisch, kann entspannt loslegen. So kommen wir aktuell gut durch die Krise. Dadurch, dass wir auch nur online verkaufen, haben wir trotzdem unsere Ziele erreicht, weil natürlich auch viel mehr Leute online shoppen. Auf Social Media haben wir dann zum Beispiel so eine Support-your-Locals-Kampagne gemacht, wo wir verschiedene lokale Unternehmen vorgestellt haben, beispielsweise Restaurants oder kleine Shops, wie die sich jetzt verändert haben, dass man auch online bestellen kann, dass man Lieferdienste hat. Wir haben geschaut, dass wir da einiges machen können, um anderen zu helfen. Wir haben uns darum gekümmert, dass wir über unsere Lieferant:innen Schutzmasken bekommen. Die haben wir dann hier an ein lokales Krankenhaus gespendet. Wir haben geschaut, dass wir mit unserer Reichweite auch etwas Gutes machen und andere Unternehmen unterstützen können, denn aktuell kommen wir wirklich da recht gut durch.
Manuel: Das einzige Problem, denke ich mal, ist in der Logistik, oder?
Alisa: Ja richtig. Da haben wir dann auch verschiedene Schichtsystem eingeführt, dass die ganzen Sicherheitsvorkehrungen getroffen sind, dass nicht zu viele Personen zur selben Zeit arbeiten, dass die Mindestabstände eingehalten werden können. Also dass wir diese ganzen Hygienemaßnahmen beachten und dass lief auch von Anfang an super gut. An sich war das der einzige Punkt, wo es zu größeren Umstellungen kam.
Manuel: Seid ihr von Anfang an bei Shopify oder war das ein längerer Prozess?
Alisa: Nee, also mit PURELEI sind wir von Anfang an bei Shopify.
Manuel: Weil deine Mitgründer auch schon Erfahrung damit hatten?
Alisa: Genau, die hatten den ersten Shop auch schon über Shopify und da war es klar, das läuft so gut und ist so benutzerfreundlich, das machen wir auf jeden Fall. Da gab's nie Diskussionen.
Von der Idee zum fertigen Produkt
Manuel: Ich würde gerne mit dir ein bisschen über den kreativen Prozess reden. Wie entstehen neue Produkte bei euch?
Alisa: Aktuell ist es so, dass alles professioneller läuft. Am Anfang hatten wir kürzere Wege, da habe ich noch das Design gemacht. Ich habe Betriebswirtschaft studiert, das heißt, es war nicht meine Kernkompetenz, aber da habe ich mich so langgehangelt. Wenn ich gemerkt habe die Kette läuft gut, dann machen wir ein Armband dazu. Wir schauen, dass wir einen ähnlichen Ohrring haben. Wir machen ein Fußkettchen dazu. Der Prozess war nicht perfekt, aber ausreichend. Es war wirklich Bauchgefühl. Ich bin selbst Kern unserer Zielgruppe. Das heißt, wenn es mir gefällt, dann wird das auch noch einigen anderen Mädels gefallen. Das war sehr hilfreich.
Jetzt haben wir ein Designteam von aktuell fünf Mädels und wir planen jetzt schon für 2021. Wir haben verschiedene Themenmonate, wo wir dann die Kollektionen herunterbrechen. Beispielsweise im August haben wir auch mal wieder das Thema Aloha-Feeling und Hawaii noch stärker, das heißt, da gibt es dann eine Aloha-Kollektion. Dann ist es natürlich ein bisschen bunter. Dann überlegt man sich, was passt da gut dazu? Ein Regenbogen, Muscheln, was gibt's noch auf Hawaii, was wir da reinnehmen können? Jetzt läuft es mit einem guten Prozess und wir schauen immer, was zu den Monaten passt und was wir da launchen können. Dann machen sich unsere Designerinnen dran, stellen Sachen vor, dann wird das in 3D übertragen, wo wir uns dann anschauen, ob es auch in 3D gut aussieht. Würde man das so tragen? Dann haben wir einen 3D-Drucker, mit dem wir auch kleine Sachen drucken und schauen können, ist die Größe gut? Schlussendlich geht es dann in die Entscheidung, welche Produkte mit in eine Kollektion kommen.
Manuel: Und die eigentliche Produktion? Ist sie dann in Hawaii?
Alisa: Wir lassen in Asien produzieren. Wir machen die Designs alle hier vor Ort bei uns, aber die richtigen Designs, die Massenproduktion, das wird in Asien gefertigt.
Manuel: Habt ihr damit mal zu tun gehabt, dass euch Leute das irgendwie vorwerfen - ihr nehmt Hawaii zum Thema, aber macht gar nichts in Hawaii?
Alisa: Nee, das ist an sich kein Thema, denn wir unterstützen zum Beispiel eine Beach-Clean-up-Organisation auf Hawaii, wo wir gewisse Prozente von der Kollektion hin spenden. Wir fahren dann eher solche Projekte. Wir hatten tatsächlich auch mal eine Lieferantin auf Hawaii. Das Problem war dann einfach, dass es mit der Produktion, mit der Menge, die wir gebraucht haben, dass sie da auch gar nicht hinterhergekommen ist. Natürlich war das immer so ein bisschen mein Traum gewesen. Wir lassen die Ware auch dort produzieren, aber das ist sehr schwierig. Für gewisse exklusive Kollektionen könnte man es natürlich machen. Aber wir wären da einfach so eingeschränkt in der Menge, die wir da an unsere Kund:innen verkaufen können. Deshalb konnten wir es leider nicht fortsetzen.
Ein Team führen ohne Führungserfahrung
Manuel: Magst du mal diesen Moment beschreiben, wo du gemerkt hast, das wird jetzt richtig groß, wir werden eine richtig große Firma?
Alisa: Dadurch, dass es so ein laufender Prozess war, gab es nie so einen Punkt, wo man das so gemerkt hat, weil man einfach daran gewachsen ist. Was natürlich dann gerade 2017 ernst wurde: wir haben Mitarbeiter:innen eingestellt, aber keiner von uns hatte Führungserfahrung. Wir sind alle direkt von der Uni. Wir haben Werkstudenten-Jobs gemacht, wir haben Praktika gemacht, aber wir haben nie in einem größeren Konzern oder in einer Firma festangestellt gearbeitet. Das heißt, woher sollten wir wissen, wie man gut führt und wie man Leute motiviert und denen was zeigt und beibringt? Das war eine große Challenge für uns. Wie kriegt man das gut hin, dass man ein Team hat, das man Strukturen setzt. Da haben wir viel ausprobiert und viel gemacht. Jetzt können wir sagen, dass wir uns da gut entwickelt haben und auch dann die richtigen Führungspositionen besetzt haben, die als Team Lead agieren und Teams anführen.
Sobald mehr als zehn Leute kommen, steigt die Komplexität enorm. Manche Leute kriegen was nicht mit, sind verärgert, die Kommunikation leidet darunter, und da muss man wirklich Strukturen setzen und da war Etienne super gut und hat einiges bewegt. Gerade auch in dem HR-Thema.
Manuel: Du meinst, du hast das gar nicht so richtig gemerkt. Gibt es so Momente, wo du dich dann zurückgelehnt hast und gesagt hast: "Hilfe, was passiert hier eigentlich gerade"?
Alisa: Ich muss sagen, dass das ein Prozess war, in dem man jeden Tag involviert ist. Da es jeden Tag neue Herausforderungen gab, die man meistern musste, habe ich das nie so realisiert, weil es einfach so viel Freude gebracht hat. Wie geil ist es, wenn man so ein Team aufbaut, und man kann Aufgaben abgeben? Die Personen machen es nochmal 100-mal besser als man selbst. Dass man sich auch wieder auf andere Sachen fokussieren kann, das war einfach das Größte. Auch wenn man merkt, dass man die richtigen Leute auf den richtigen Plätzen im Unternehmen hat, was das für einen Wert der gesamten Marke geben kann.
Unser letztes All-Hands-Meeting, wo wir auch wirklich noch alle physisch da sein konnten, das war Ende Februar und da habe ich dann wirklich gedacht, okay, wie viele Leute sind wir hier gerade? Man probiert sein Bestes zu geben, aber man kann irgendwann nicht mehr jeden persönlich so gut kennen wie am Anfang. Da war eigentlich ein guter Punkt. Da habe ich wirklich gedacht, "Wow, krass!". Dann steht man vor den ganzen Leuten und ist auch erst mal ein bisschen aufgeregt, weil's halt auch einfach wirklich unheimlich viele sind. Da muss ich sagen, habe ich es eigentlich seit langem mal wieder realisiert. Aber es ist wirklich cool, weil's alles super coole Leute sind und weil wir so ein dynamisches Team sind.
Manuel: Wenn du dich selbst reflektierst, ist dir im Nachhinein jetzt klar, das war eigentlich immer dein Weg, dich selbständig zu machen? Oder ist das etwas, was man lernen kann?
Alisa: Ich glaube, dass es schon in einem schlummern muss. Was super wichtig ist oder was mir am Anfang geholfen hat, ist, dass ich in vielen Bereichen eher ein Generalist bin. Mich kann man überall recht flexibel einsetzen. Ob's in der Logistik, Sales, Marketing oder im Produktdesign ist. Ich kann mich mit allem identifizieren und verstehe auch die Prozesse dahinter. Ich glaube, es ist schwierig, was zu gründen, wenn man nur in einer Sache richtig gut ist oder auf eine richtig Lust hat. Am Anfang muss man einfach alles selbst machen. Das muss einem bewusst sein. Man muss sich durchbeißen, denn viele haben am Anfang nicht den Luxus, jemanden einzustellen. Ich glaube, das ist schon ein Punkt, dass man sich für alles interessieren muss und überall etwas bewegen will. Aber an sich glaube ich auch, was jetzt das Thema Selbstbewusstsein angeht, dass man das auf jeden Fall lernen kann, dass man es einfach machen muss. Bei mir war es jetzt auch die erste Sache, die funktioniert hat, die ich gestartet habe. Bei wie vielen erfolgreichen Gründer:innen ist es so, dass es vielleicht die zehnte Sache ist, die sie probiert haben? Man darf sich nicht unterkriegen lassen. Wie selten ist es, dass gleich die erste Sache Erfolg hat und durch die Decke geht? Man muss am Ball bleiben, an sich glauben. Das ist ein wichtiger Punkt, dass man Durchhaltevermögen braucht. Man muss eine Vision haben, wo man hin möchte. Sowas muss man sehen und so was muss man fühlen. Wenn man es sieht, dann kann man es auch erreichen.
Manuel: Was sind denn Stolpersteine gewesen?
Alisa: Das ist wirklich das Thema Teams führen. Auch am Anfang, wie kommuniziert man das, wenn man mal keine Vertragsverlängerungen macht? Das waren für mich persönlich die schwierigsten Herausforderungen, denn viele Personen mag man dann ja persönlich. Aber man merkt einfach, sie passen nicht auf die Stelle, und das waren für mich die größten Herausforderungen. Wie kommuniziere ich sowas? Das hat mir teilweise auch sehr wehgetan. Aber im Endeffekt stellt sich heraus, es ist immer besser, da transparent und ehrlich zu sein. Für die Person gibt's immer noch einen neuen Weg, der meistens dann auch immer besser gelaufen ist. Das waren für mich so Wendepunkte, wo ich wirklich gemerkt habe, das habe ich dann nicht mehr selbst in der Hand, da tue ich mir jetzt selbst nicht nur was Blödes, sondern da mache ich jemand anderen traurig. Das waren für mich die härtesten Challenges.
Manuel: Und aus Markensicht, würdest du gewisse Dinge anders machen?
Alisa: Da muss ich sagen, da fällt mir überhaupt nichts ein, was ich anders machen würde. Ich würde vielleicht früher mit einem noch besseren Produktsortiment anfangen. Aber man muss sich ja auch bewusst sein, Perfektionismus ist am Anfang wirklich sehr, sehr schwer anzustreben. Alles, was wir gemacht haben, hat auch irgendwo einen Grund und wir konnten uns da weiterentwickeln und haben da gemerkt, das Produkt war vielleicht nicht so gut, da hatten wir Qualitätsprobleme. Was können wir besser machen? Aber alles hatte irgendwie einen Sinn und Grund, und alles hat dazu geführt, wo wir jetzt stehen. Deshalb würde ich da nichts anders machen.
Der nächste Schritt: Internationalisierung
Manuel: Wo geht denn die Reise hin?
Alisa: Dieses Jahr steht auf jeden Fall für uns die Internationalisierung mehr auf dem Plan, dass wir auch in anderen Ländern aktiv sind, weil wir doch noch sehr viele Kund:innen aus Deutschland haben. Da sind wir gerade dran, weitere Länder zu akquirieren und PURELEI bekannt zu machen. Wo für mich die Reise hingeht - Ich habe, bevor ich jetzt meine kurze Pause wegen der Geburt meines Sohnes angetreten bin, unser Sales-Team geleitet. Da muss ich jetzt noch rausfinden, was ich mache, wenn ich wieder zurückkomme. Ob ich dann noch weiterhin operativ im Unternehmen bin oder mehr strategisch. Da sind wir gerade noch dabei, herauszufinden, wo unsere Stärken sind. Da gilt es noch ein bisschen Gehirnschmalz rein zu stecken, wie man sich da weiter einsetzt.
Manuel: Dieses Loslassen fällt ja vielen Gründer:innen irgendwie schwer. Du hast den Vorteil, dass dein Mann als Mitgründer alles hautnah mit dir zusammen besprechen kann. Aber fällt es generell schwer, loszulassen?
Alisa: Es fällt mir schon sehr schwer. Es fällt mir nicht schwer aus dem Grund, dass ich denke, da läuft irgendwas nicht, sondern weil es mir unheimlich viel Spaß macht und ich gerne dabei bin, gern meinen Input gebe und mir gern andere Ideen anhöre. Aber aktuell ist es eben Gott sei Dank so, dass ich noch super viel mitbekomme. Ich glaube, das wird auch so bleiben. Ich bin immer noch dabei, lese mir alles durch, guck bei den Meetings zu und guck, dass ich da irgendwie noch dabei sein kann, denn PURELEI ist mein erstes Baby gewesen. Das kann ich nicht so einfach loslassen, oder?
In Blogbeiträgen gibt das Label auch Tipps zur Verwendung und Kombination der Schmuckstücke.
Manuel: Diese Internationalisierung ist das schwierig, weil man wieder bei null anfangen muss, was Markenbildung angeht?
Alisa: Ja, genau. Da fängt man komplett bei null an. Jeder Sale zählt, jede Bestellung. Man macht in Shopify wieder die Notifications im Store an, denn man will wissen, wenn eine Bestellung reinkommt. Da muss auch immer noch dieser Hunger da sein, den man am Anfang hatte. Man darf sich nicht auf dem ausruhen, was man im eigenen Land schon hat, sondern man muss Lust haben, etwas zu bewegen. Wenn man dann mit einem Land schon ein bisschen verwöhnt ist und auch viele wiederkehrende Kund:innen hat, muss man sich richtig reinbeißen und braucht natürlich auch wieder die richtigen Leute, die den Markt bespielen und Vollgas geben. Das ist eine Challenge und eine der größten Herausforderungen für uns.
Manuel: Willst du den Leuten noch etwas auf den Weg mitgeben, jungen Mädels, die sich jetzt auch gerade in so einer Situation befinden, wie du damals?
Alisa: Was ich nur raten kann, ist, dass man am Anfang nicht nach Perfektionismus strebt, dass man die Sachen erstmal ausprobiert und testet, ob das ankommt. Wenn's ankommt, kann man das alles danach super ausarbeiten, Step by Step. Aber macht die Dinge einfach, geht sie an, probiert sie und lasst euch da von niemandem irgendwie reinreden. Ihr müsst am Anfang super viel Zeit investieren. Es kann absolute Downs geben, aber es lohnt sich, wenn man das umsetzt, was einem im Kopf rumschwebt. Lasst euch auf jeden Fall nicht von eurem Weg, von eurer Vision abbringen!
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