Ein gutes Auge und die Geduld für das Beschaffen und Zusammenstellen von Vintage-Mode zu haben, ist eine Fähigkeit, die sich nicht nur für deine individuelle Garderobe auszahlen kann. Vintage-Käufer:innen vertrauen darauf, dass die Inhaber:innen der Shops die mühsame Suche übernehmen und nur die besten Stücke in einwandfreiem Zustand präsentieren. Und da sich das Verbraucherverständnis über die Herkunft von Produkten schnell ändert, ist der Verkauf von Vintage-Kleidung eine ausgezeichnete Geschäftsidee.
In diesem Leitfaden zeigen wir dir, wie du deine eigene Marke aufbaust und Vintage-Kleidung online verkaufen kannst. Wir geben dir Tipps, wo du Vintage-Ware findest, wie du bessere Fotos machst, welche Preisstrategien du verfolgen kannst und vieles mehr.
Inhaltsverzeichnis:
- Wie du Vintage-Kleidung online verkaufst – eine Kurzanleitung
- Erste Schritte als Verkäufer:in von Vintage-Kleidung
- Aufbau deiner Vintage-Marke
- Finanzierung deines Vintage-Business
- Beschaffung von Vintage-Kleidung
- Lagerung und Inventar
- Reinigung und Reparaturen
- Fotografie von Vintage-Kleidung
- Preisgestaltung für Vintage-Kleidung
- Einrichten deines Onlineshops
- Wo man Vintage-Kleidung online verkaufen kann: Vertriebskanäle
- Marketing für dein Geschäft mit Vintage-Kleidung
- Versand und Rücksendungen
Wie du Vintage-Kleidung online verkaufst – eine Kurzanleitung
1. Finde deine Nische
In der Welt der Vintage-Kleidung gibt es viele Möglichkeiten, sich auf eine bestimmte Nische zu konzentrieren. Wirst du dich auf eine bestimmte Ära konzentrieren, etwa die 1980er oder die 1920er Jahre? Oder wirst du einen bestimmten Stil wie Mod, Rockabilly oder Flapper in den Fokus stellen? Vielleicht wird dein Shop auch nur Band-T-Shirts oder Wingtip-Schuhe verkaufen.
2. Baue deine Vintage-Marke auf
Deine Marke vermittelt potenziellen Kund:innen, worum es bei dir geht und was sie von dir erwarten können. Sie umfasst deine Stimme, Mission und Werte sowie visuelle Elemente wie Farbe, Logo und Website-Design.
3. Beschaffe deine Vintage-Kleidung
Vintage-Kleidung lässt sich an unterschiedlichen Orten beziehen. Versuche es in Secondhand-Läden, auf Flohmärkten, lokalen An- und Verkaufsseiten und Auktionen. Auch Großhändler:innen für Vintage-Kleidung können eine Quelle für den Kauf in großen Mengen sein.
4. Verwalte deinen Kleiderbestand
Wenn jeder deiner Artikel ein Unikat ist, kann die Inventarverwaltung kompliziert sein. Idealerweise richtest du ein Erfassungssystem ein, das Reinigung, Reparaturen, Fotografieren und Katalogisieren jedes Artikels umfasst. Bei der Lagerung solltest du die empfindliche Beschaffenheit von Vintage-Kleidung berücksichtigen und ein Nummerierungssystem einrichten, mit dem sich die Stücke leicht wiederfinden lassen.
5. Starte deinen Onlineshop
Jetzt ist es soweit – stelle deinen Shop der Welt vor! Als Vorbereitung auf die große Eröffnung kannst du eine kleine Gruppe von frühen Unterstützer:innen einladen, dir ein erstes Feedback zu geben. Gleichzeitig solltest du einen Marketingplan entwickeln, um die Besucherzahlen und den Umsatz zu steigern.
Erste Schritte als Verkäufer:in von Vintage-Kleidung
Im Folgenden wollen wir uns jeden dieser Schritte genauer ansehen.
Jedes erfolgreiche Unternehmen beginnt an der gleichen Stelle: mit einer herausragenden Geschäftsidee. Bevor wir zu den taktischen Ratschlägen für die Beschaffung von Kleidung oder die Einrichtung deines Shops kommen, wollen wir noch ein wenig in der Konzeptionsphase verweilen. Dies ist der Teil, in dem du dir kritische Fragen stellst, die wiederum deine zukünftigen Entscheidungen beeinflussen werden. Du solltest diesen Schritt in keinem Fall überspringen.
Die Entwicklung einer starken Marke für dein Vintage-Geschäft wird dir dabei helfen, ein relevantes Publikum zu finden, einen Leitfaden für zukünftige Neueinstellungen im Rahmen deiner Expansion zu erstellen, und deinen Fokus beizubehalten.
Vintage – eine Definition
Bevor wir jedoch fortfahren, sollten wir über die Terminologie sprechen. Welche Kleidung zählt als „Vintage“? Und wie unterscheidet sich der Begriff von „Antik“ oder „Retro“? Als Vintage-Kleidung wird im Allgemeinen alles bezeichnet, was vor 20 bis 100 Jahren hergestellt wurde.
Kleidung kann als antik betrachtet werden, wenn sie älter als 100 Jahre ist. Solche Stücke sind seltener und befinden sich oft in Museen oder persönlichen Sammlungen.
Jeder Artikel, der heutzutage oder in den letzten 20 Jahren hergestellt wurde, kann zwar im Vintage-Stil kreiert worden sein, gilt aber nicht als Vintage. Solche Artikel werden in der Regel als Retro oder Repro (kurz für Reproduktion) bezeichnet.
Den richtigen Ansatz finden
Auch wenn du nur das verkaufst, was dir gefällt, solltest du dir eine Nische innerhalb der Welt der Vintage-Kleidung aussuchen, die dir eine gewisse Differenzierung im Markt ermöglicht. So könnte sich dein Shop auf folgende Themen konzentrieren:
- Ein Jahrzehnt oder mehrere Jahrzehnte, zum Beispiel die 1920er oder 1980er Jahre
- Ein bestimmter Zweck oder Anlass, z. B. Abendkleidung oder Sportkleidung
- Hochwertige Designerkleidung
- Ein Nischenartikel wie Band-T-Shirts
- Überarbeitete Styles (Vintage-Kleidung, die zu neuen Modellen verarbeitet wird)
- Neue Retro-Kleidung im Vintage-Stil (lies dazu unseren Leitfaden zum Modelabel gründen)
- Trendige Stile wie das 90er-Revival
Während du deine Marke aufbaust und dich auf deinen Schwerpunkt konzentrierst, solltest du die folgenden Aspekte beachten:
- Was ist dein Stil? Wenn du deine persönliche Ästhetik in den Vordergrund stellst, wird dir die Beschaffung sicherlich leichter fallen. Du wirst bereits mit den Marken vertraut sein und dein Auge wird in den überfüllten Regalen der Secondhand-Läden garantiert interessante Fundstücke entdecken.
- Ist deine Nische zu eng gefasst? Wenn du dich auf einen zu speziellen Teil des Vintage-Stils festlegst (z. B. Abendgarderobe aus den 1930er Jahren), kann es zu Problemen bei der Beschaffung von genügend Kleidung kommen. Vergewissere dich also, dass du verlässliche Quellen für dein Inventar finden kannst.
- Umgekehrt: Ist deine Nische zu gesättigt? Gibt es bereits zu viele Shops, die genau das Gleiche anbieten? Wenn ja, solltest du dich fragen, wie du dein Angebot differenzieren kannst?
- Folge Trends oder starte einen eigenen. Was in einer bestimmten Saison auf den Laufstegen passiert, kann dir bei der Festlegung deiner Richtung helfen. Gleiches gilt auch für Influencer-Trends. Auch wenn Vintage an sich attraktiv erscheint, ist es meist besser, wenn es zu einem modernen Stil oder Lebensstil passt. Wenn deine Nische dementsprechend beliebt ist, wirst du auch automatisch ein größeres Publikum anziehen können.
Aufbau deiner Vintage-Marke
„Marke“ ist nicht mit „Branding“ zu verwechseln. Deine Marke wird darüber entscheiden, wie du in Sachen Branding vorgehst. Deshalb ist es wichtig, dass du deine Marke in dieser frühen Phase klar definierst. Die Beantwortung einiger Fragen hilft dir, deine Markengeschichte zu erzählen, deine visuelle Ästhetik herauszuarbeiten, deine Mission zu formulieren und dir ein klares Bild von deinen idealen Kund:innen zu machen.
Nachdem du klare Markenrichtlinien aufgestellt hast, wirst du dich bei der Gestaltung deiner Website und der Zusammenstellung deiner Kollektion immer wieder darauf beziehen können. Und wenn du dann wächst und vielleicht sogar Personal einstellst, werden dir diese Richtlinien dabei helfen, deine Botschaft einheitlich zu halten.
Lesetipp: In 7 Schritten deine eigene Marke aufbauen und gründen.
Finanzierung deines Vintage-Business
Als Folge der Lockdowns haben sich neue Technologien entwickelt, die das Lernen, das Knüpfen von Kontakten und die Führung eines Geschäfts von überall aus erleichtern. So kannst du dein Vintage-Business mit sehr geringen Anfangsinvestitionen von zu Hause aus starten.
In diesem Geschäftsbereich musst du das Inventar jedoch im Voraus kaufen – es sei denn, du entscheidest dich für ein Kommissionsmodell (du bezahlst die Artikel erst, nachdem sie verkauft wurden). Überlege dir im Zuge deiner Skalierung, wie lange deine Räumlichkeit für deinen Lagerbedarf ausreichen wird. Plane vorausschauend, wenn du auf ein eigenes Büro oder Lager umsteigen musst.
💰 Andere Finanzierungsquellen sind: Kredite für kleine Unternehmen, Risikokapital, Crowdfunding und Bootstrapping.
Beschaffung von Vintage-Kleidung
Wenn du mit dem Verkauf von Vintage-Kleidung anfängst, vielleicht als Home-Business, können die örtlichen Secondhand-Läden eine hervorragende Quelle für Vintage-Funde sein. Wenn du die Geduld und das Auge für das Durchstöbern von Regalen hast und nicht viel Inventar brauchst, kannst du dort anfangen.
💡 Tipps zum Vintage-Trödeln:
- Gehe oft und an den richtigen Tagen. Viele Shops erhalten an bestimmten Tagen Lieferungen oder bringen neue Artikel in die Regale. Frage das Personal des Shops nach diesen Informationen und plane deine Besuche an diesen Tagen.
- Entwickle einen Plan. Wenn du vor Beginn der Beschaffung klar definierst, wonach du suchst, wirst du Zeit und Geld sparen. Wenn du Mitarbeiter:innen hast oder dir andere Personen helfen, solltest du einen klaren Styleguide mit hilfreichen Kennzeichnungen erstellen, an denen sie sich orientieren können.
- Prüfe die Artikel vor dem Kauf sorgfältig. Secondhand-Läden haben oft nicht die gleichen Qualitätsstandards wie spezialisierte Vintage-Läden. Hier können die Artikel durchaus Flecken oder andere Schäden aufweisen.
- Man sollte sich auskennen, sagt die ehemalige Vintage-Händlerin Emilie Martin, die alte Vogue-Magazine und Shop-Kataloge studiert hat. „Ich habe immer nach bestimmten Erkennungsmerkmalen von Vintage-Kleidung gesucht, z. B. nach einem Gewerkschaftsetikett, dem verwendeten Stoff, der Position des Reißverschlusses und natürlich dem Stil des Kleidungsstücks.“
Weitere Bezugsquellen für Vintage-Kleidung:
- Auktionen: Registriere dich, um Benachrichtigungen über Auktionen in deiner Nähe zu erhalten. Einige davon finden persönlich statt. Aber es gibt auch Online-Auktionsseiten wie eBay und Catawiki, auf denen du von zu Hause aus stöbern und mitbieten kannst.
- Nachlassverkäufe: Nachlassverkäufe können eine Goldgrube für eine Vielzahl von Vintage-Artikeln an einem Ort sein. Halte dich über anstehende Verkäufe auf dem Laufenden, indem du dich in die E-Mail-Liste der örtlichen Nachlassverwaltungsunternehmen einträgst oder die lokalen Kleinanzeigen im Auge behältst.
- Online-Marktplätze und Kleinanzeigen: Auf Websites wie eBay Kleinanzeigen oder dem Facebook Marketplace findest du vielleicht ein paar Schätze.
- Picker: Wenn du dein Business aufgebaut hast, kannst du einen sogenannten Picker bzw. eine Pickerin anstellen. Das könnte jemand mit einem guten Auge sein, der einfach regelmäßig bei den örtlichen Secondhand-Läden vorbeischaut.
- Großhändler:innen: Melde dich als Handelskund:in bei Großhändler:innen an, um Zugang zu Vintage-Artikeln in großen Mengen und zu Großhandelspreisen zu erhalten.
- Kommissionsprogramme: Du kannst auch Vintage-Artikel von anderen, die ihre persönlichen Kollektionen verkaufen wollen, erwerben und sie in deren Namen gegen eine Provision weiterverkaufen. Richte ein Programm ein, um alte Gegenstände von deinen Kund:innen oder Besucher:innen anzukaufen oder für sie gegen eine gewisse Provision zu verkaufen. Solche Kommissionsgeschäfte sind relativ risikoarm, denn du bezahlst die Besitzer:innen erst, wenn du den Artikel verkaufst.
- Floh- oder Freiluftmärkte: Wenn du früh kommst, hast du die größte Auswahl. Die besten Angebote bekommst du aber am Ende des Tages und am Ende der Flohmarktsaison, wenn die Händler:innen ihre Ware loswerden wollen.
- Sammler:innen: Auch private Sammler:innen könnten an einer Zusammenarbeit mit dir interessiert sein, um einen Teil ihrer Bestände loszuwerden. Solche Leute triffst du vielleicht, wenn du erste Kontakte in der Vintage-Community knüpfst.
Zusammenarbeit mit Großhändler:innen
Wir erwähnen diese Quelle explizit, weil sie für neue Händler:innen von Vintage-Kleidung am wenigsten intuitiv und am schwierigsten zu durchschauen ist. Die Großhändler:innen beziehen ihre Ware in der Regel aus den Resten der Secondhand-Läden, die in speziellen Kleidersammelstellen landen. Picker:innen sortieren dann alle Artikel aus, die über Großhändler:innen an Vintage-Läden verkauft werden können. Achte bei diesen Geschäften vor allem auf die Konditionen und die Qualität der Ware, damit du kein Minusgeschäft machst!
Lagerung und Inventar für Vintage-Kleidung
Ohne einen Plan kann sich das Vintage-Inventar wie ein ungeordneter Secondhand-Laden anfühlen. Im Gegensatz zu Shops mit einem begrenzten Produktangebot (und mehreren Einheiten jedes Produkts) sind Vintage-Artikel in der Regel Unikate.
Dementsprechend solltest du ein System entwickeln, mit dem du Artikel sortieren, lagern und identifizieren kannst, um den Versand und das Fulfillment zu vereinfachen.
💡 Tipps für die Inventur:
- Lagere die Vintage-Artikel in einer temperatur- und feuchtigkeitsregulierten Umgebung (nicht in muffigen Kellern) und schütze sie vor Motten und anderen Stoffschädlingen.
- Kleiderbeutel können dazu beitragen, dass sich kein Staub auf den Kleidungsstücken ablagert und sie während der Lagerung geschützt werden. Allerdings solltest du Plastik vermeiden, da sich darin Feuchtigkeit ansammeln kann, was wiederum zur Schimmelbildung beiträgt und sogar an manchen Stoffen kleben kann. Entscheide dich also für Beutel aus Stoff.
- Verwende ausschließlich gepolsterte Kleiderbügel. Drahtbügel können unerwünschte Risse, Falten oder sogar Flecken verursachen. Auch manche Holzbügel können je nach Holzoberfläche Schäden verursachen.
- Bewahre deine Vintage-Artikel geschützt vor natürlichem Licht auf, da die Sonne die Farben ausbleichen kann.
- Verwende durchsichtige Behälter/Körbe (niemals Pappkartons) für Accessoires und offene Regale für Kleidung. So ist alles sichtbar und leicht zugänglich.
- Achte auf Pailletten oder Verzierungen, die sich in den empfindlichen Stoffen anderer Kleidungsstücke verfangen können.
- Bleibe organisiert. Sortiere deine Regale nach Art (Hosen, Oberteile, Jeans) und dann nach Farbe, damit das Personal die Artikel leicht finden kann.
Reinigung und Reparatur von Vintage-Kleidung
Auch wenn du Vintage-Kleidung verkaufst, also im Grunde ein gebrauchtes Produkt, erwarten die Kund:innen, dass deine Artikel sauber und im beschriebenen Zustand ankommen. Auch wenn sie vielleicht bleibende Flecken, Risse oder andere Schäden aufweisen, können sie noch einen Wert haben und das Objekt der Begierde eines Kunden oder einer Kundin sein. Beschreibe und fotografiere die beschädigten Stellen genau, um Überraschungen und Rücksendungen zu vermeiden.
✂ Tipps zum Reinigen und Reparieren von Vintage-Kleidung für den Wiederverkauf:
- Überprüfe das Etikett und befolge die Pflegehinweise. Oft fehlen diese Etiketten jedoch. In diesem Fall musst du die Stoffzusammensetzung, den Verschmutzungsgrad und den Zustand des Kleidungsstücks beurteilen und die beste Reinigungsmethode sowie passende Produkte dafür finden.
- Wenn das Kleidungsstück relativ sauber ist, kann ein Wäschedämpfer Gerüche und Falten entfernen und ist dem Bügeln vorzuziehen.
- Nutze soweit möglich die Handwäsche und informiere dich über schonende Verfahren zur Entfernung von Flecken.
- Finde eine zuverlässige Reinigung, die Erfahrung mit Vintage-Textilien hat oder auf empfindliche Stoffe spezialisiert ist. Hinweis: Einige Artikel können für die chemische Reinigung zu empfindlich sein.
- Suche dir eine renommierte Schneiderei oder lerne grundlegende Nähtechniken, um einfache Schäden wie lose Knöpfe und Pailletten oder abgerissene Säume zu reparieren.
- Erinnere dich daran, was deine Mutter dir beigebracht hat: Trenne die Farben.
- Vielleicht interessierst du dich auch für das Upcycling von Vintage-Kleidungsstücken, die zu beschädigt oder verschmutzt sind, um sie zu verkaufen. Wenn du kreativ bist, kannst du solche Modelle selbst entwerfen und nähen oder jemanden beauftragen, der das für dich übernimmt.
Fotografie von Vintage-Kleidung
Die Produktfotografie in einem Vintage-Shop ist eine fortlaufende Aufgabe. Im Gegensatz zu anderen Shops, die vielleicht nur einmal pro Saison oder bei Erscheinen neuer Kollektionen ein Shooting planen, haben Vintage-Händler:innen einen ständigen Zulauf an Waren, die alle einzeln fotografiert werden müssen.
Aufbau eines eigenen Fotostudios
Du hast die Möglichkeit, deine Kleidung in einem eigenen Studio zu fotografieren. Dazu benötigst du eine Kamera, ein Stativ, eine einfache Beleuchtungsanlage und einen weißen, nahtlosen Hintergrund. Der Aufbau ist dauerhaft, was bedeutet, dass die Fotos auf deinen Kollektionsseiten einheitlich aussehen, auch wenn die Artikel im Abstand mehrerer Wochen fotografiert wurden.
Lesetipp: In diesem Beitrag haben wir einen Guide zum Kleidung fotografieren für dich zusammengestellt.
Fotografieren auf engstem Raum
Wenn du in einer kleinen Räumlichkeit wie deiner Wohnung beginnst, ist ein dauerhafter Aufbau wahrscheinlich unrealistisch. In diesem Fall solltest du auf Folgendes achten:
- Bewahre all deine Ausrüstung an einem Ort auf, damit du sie leicht auf- und abbauen kannst.
- Notiere dir die Position des Stativs, die Kameraeinstellungen und die Lichtverhältnisse, damit du bei jeder Aufnahme den gleichen Look erzielen kannst.
- Fotografiere in größeren Chargen (z. B. wöchentlich oder zweiwöchentlich), anstatt jedes Mal einen einzelnen Artikel abzulichten.
Auslagerung der Fotografie
Vielleicht entscheidest du auch, dass deine Fotokenntnisse nicht ausreichen und du lieber mit einem etablierten Studio zusammenarbeiten möchtest. In diesem Fall solltest du dich im Vorfeld gut vorbereiten, um deine Zeit im Studio optimal zu nutzen.
Richtlinien für die Fotografie von Vintage-Kleidung
Wenn du dir keine Models leisten kannst, dann kannst du Vintage-Kleidung auch auf Schaufensterpuppen oder Kleiderständern fotografieren.
- Nimm verschiedene Blickwinkel auf. Wenn du Vintage-Kleidung online verkaufst (oder generell jede Art von Kleidung), ist es wichtig, dass du das persönliche Erlebnis eines Kaufs im Geschäft so gut wie möglich nachbildest. Denn schließlich können die Kund:innen deine Kleidung nicht anfassen, fühlen oder anprobieren. Denke daran, verschiedene Bilder zu machen: das komplette Kleidungsstück an einem Modell oder einer Schaufensterpuppe, vergrößerte Details wie Nähte oder Knöpfe, eine Nahaufnahme des Originaletiketts und alle erkennbaren Mängel oder Schäden.
- Biete Inspiration. Die Aufnahme von Lifestyle-Fotos im Lookbook-Stil mag für ein Vintage-Business eher unrealistisch sein. Aber auch bei einfachen Produkt-Shootings kannst du für Spaß und Inspiration sorgen. Wenn möglich solltest du die Kleidungsstücke an einem Model zeigen (auch wenn es nur du selbst mithilfe des Kameratimers bist!) und mit Accessoires kombinieren, um zu zeigen, wie ein mögliches Styling aussehen kann.
- Fotografiere in größeren Chargen. Fotografiere deine neuen Teile wöchentlich oder monatlich und lade sie alle zu einem Drop in deinen Onlineshop. So kannst du dich auf das Fotografieren vorbereiten und deine Kund:innen sind bereits vor der Veröffentlichung gespannt auf die Kleidungsstücke.
- Arbeite mit dem, was du hast. Für kleinere Unternehmen kann ein Shooting-Model zu kostspielig sein. Nutze Kleiderständer oder fotografiere die Kleidung an dir selbst als Alternative.
- Spare nicht bei der Beleuchtung. Einfache Beleuchtungssets und Blitzgeräte können relativ günstig sein und sind ein wichtiger Bestandteil deines Fotowerkzeugs, wenn du deine Shootings in Eigenregie realisierst.
Mit verschiedenen Aufnahmen, die das Kleidungsstück an einem Model oder sogar in Bewegung zeigen, kannst du zeigen, wie das Kleidungsstück getragen wird oder wie der Stoff fließen könnte.
Im Podcast verraten dir unsere erfolgreichen Händler:innen, welche Tipps sie dir noch mit auf den Weg geben können. Anhören lohnt sich!
Preisgestaltung für Vintage-Kleidung
In Sachen Preisgestaltung solltest du dich an die gleichen Grundregeln wie beim E-Commerce halten. Berücksichtige also die Kosten für den Artikel und andere Gemeinkosten. Allerdings solltest du die üblichen Preisformeln ignorieren (Großhandelskosten mit X multiplizieren), da du auch den Wert der Vintage-Kleidung berücksichtigen musst. Jedes Stück muss einzeln betrachtet werden. Je nach deinem Kundenkreis empfiehlt es sich jedoch, eine bestimmte Spanne einzuhalten.
Der Preis für Vintage-Artikel richtet sich nach Seltenheit, Alter, Tragbarkeit, Nachfrage, Zustand, Trend und Etikett. Der beste Ansatz zur Ermittlung des Verkaufspreises ist die Suche nach ähnlichen Artikeln auf Vintage-Marktplätzen wie eBay oder Etsy. Gibt es eine Menge davon? Dann wird dein Verkaufspreis sinken. Ist dein Artikel in einem besseren Zustand als andere? Dann wird dein Verkaufspreis steigen. Für sehr alte, seltene oder hochwertige Artikel solltest du eine Schätzung in Erwägung ziehen oder dich an Vintage-Expert:innen wenden.
Außerdem solltest du die Google-Trends und das Suchvolumen der passenden Keywords überprüfen, um zu sehen, ob es tatsächlich eine Nachfrage nach dem Artikel gibt. Dein Objekt ist vielleicht eine Rarität, aber wenn die Nachfrage gering ist, wird sich das auf deinen Preis auswirken.
Einrichten deines Onlineshops
Das ist vielleicht sogar der einfachste Teil deines Geschäfts, wenn du Vintage-Kleidung online verkaufen möchtest. Eine kostenloser Test bei Shopify ist völlig risikolos und könnte der Anreiz sein, deine Suche nach Ware zu intensivieren und die Sache tatsächlich in Angriff zu nehmen.
Achte darauf, dass deine Website für Besucher:innen bereit ist, auch wenn du noch keine Produkte zum Verkauf angeboten hast.
Shop-Design und wichtige Elemente
Wenn du deinen ersten Shopify-Shop einrichtest, kannst du das Design ganz einfach mit deinem eigenen Branding anpassen – und das ganz ohne Programmierkenntnisse. Es gibt mehrere Standard-Themes zur Auswahl (einige kostenlos, andere kostenpflichtig), die du mit Farben, Schriftarten und einer eigenen Navigation anpassen kannst. Und wenn du Hilfe bei Code oder Design brauchst, kannst du einen unserer zertifizierten Shopify-Expert:innen beauftragen.
Vergiss nicht, ein wenig Zeit in deine Info- bzw. Über-uns-Seite zu investieren. Dies ist der Ort, an dem sich deine Markengeschichte abspielt, an dem du deiner Kundschaft erzählst, worum es bei dir geht ( auf welche Jahrzehnte du dich konzentrierst, was dich inspiriert usw.), und an dem du Informationen über deine Mission und Links zu deinen FAQ- und Kontaktseiten bereitstellen kannst.
Auf deiner FAQ-Seite solltest du deutlich darauf hinweisen, dass die Artikel gebraucht/getragen und einzigartig sind. Hier kannst du deine Kundschaft über Größen, Pflege der Kleidungsstücke und deine Zustandsbewertungen informieren. Du kannst diese Seite auch als zentrale Anlaufstelle für Versand- und Kundendienstinfos nutzen, wie z. B. die Versandkosten und deine Rückgabebedingungen.
Produktseiten und Kategorien
Deine Produktseite sollte so viele Informationen wie möglich über jeden Artikel enthalten, einschließlich der Maße und des Zustands, sowie eine Mischung aus Ganzkörper- und Detailfotos.
Die Texte auf der Produktseite sind unglaublich wichtig, um die Erwartungen der Kundschaft zu setzen, die Suchmaschinenoptimierung zu verbessern und Retouren zu minimieren. Das ist besonders für den Verkauf von Vintage-Kleidung wichtig, da diese Artikel spezifischere Informationen wie Maße, Geschichte und Zustand erfordern.
Produktkategorien werden eine große Hilfe sein. Sie helfen dir bei der Organisation deines Onlineshops und sorgen dafür, dass er nicht wie ein Trödelmarkt aussieht. Vielleicht kannst du dein Inventar in Kategorien nach Epoche, Farbe, Anlass, Art des Artikels oder Saison einteilen. Diese Herangehensweise wird auch bei SEO und Navigation helfen.
Beschreibe auf deiner Produktseite jeden Artikel genau, einschließlich der Informationen zum Etikett, zur Marke, zur Größe, zu Schäden, zum Zustand und zum ungefähren Herstellungsdatum.
💡 Tipps für Produktseiten:
- Wenn das Etikett fehlt, solltest du online nach ähnlichen Artikeln suchen, um mehr Informationen über das Kleidungsstück zu erhalten. In manchen Fällen wird es auf eine subjektive Einschätzung hinauslaufen.
- Entwickle ein einheitliches System für die Größenbestimmung, da alte Größen sehr uneinheitlich sein können. Gib die Maße für Taille, Hüfte und Brust an, sowie die Maße für die Ärmellänge und den Halsausschnitt. Eine Größentabellen-App kann deiner Kundschaft mit Vergleichen zu Standardgrößen helfen.
- Lege eine Liste von Begriffen fest, um den Zustand von Vintage-Artikeln zu beschreiben, und verwende diese Terminologie einheitlich auf der gesamten Website. Erstelle eine Tabelle für die Zustandsbeschreibung oder ein Glossar und verlinke es auf den Produktseiten.
- Falls bekannt, füge der Beschreibung die Stoffzusammensetzung und Pflegehinweise hinzu.
- Nutze die Option „Artikel duplizieren“ in Shopify, um das Hinzufügen von Produkten zu vereinfachen. So könntest du z. B. für alle Röcke die gleiche Vorlage verwenden. Das ist besonders hilfreich, wenn du deine Marke um ein Nischenprodukt wie beispielsweise klassische Nike-Windjacken aus den 80er Jahren aufgebaut hast.
- Erzähle eine Geschichte. Wenn der Artikel eine bekannte Geschichte hat, solltest du sie auf der Produktseite erzählen. Vielleicht hast du ihn aus dem Nachlass einer berühmten Person erworben. Vielleicht ähnelt er einem Kleidungsstück, das einmal auf dem roten Teppich getragen wurde.
Wo man Vintage-Kleidung online verkaufen kann: Vertriebskanäle
Marktplätze und Social-Selling-Kanäle
Shopify, Etsy oder doch auf eBay verkaufen? Es gibt zahlreiche Online-Verkaufsseiten für Vintage-Kleidung. Die gute Nachricht ist, dass du dich nicht nur für eine entscheiden musst. Eine eigene Website gibt dir die volle Kontrolle über das Design, ist hilfreich für die Kundenansprache über die organische Suche und dient als zentrale Anlaufstelle für deine Marke.
Mit Shopify kannst du Online-Marktplätze wie eBay und Etsy integrieren, die bereits ein Publikum haben, das nach Vintage-Artikeln sucht. Apps für Bekleidungsgeschäfte helfen dir, dein Inventar über mehrere Vertriebskanäle hinweg zu synchronisieren. Wenn du dann dein eigenes Publikum vergrößerst, kannst du dich für einen Schwerpunkt entscheiden.
Nutze auch die Partnerschaften von Shopify mit Facebook und Instagram, um deine Produkte auf diesen sozialen Vertriebskanälen zu präsentieren.
Lokal verkaufen
Wenn du dich auf den lokalen Verkauf von Vintage-Kleidung konzentrierst, solltest du alternative Liefermethoden wie die Abholung im Geschäft oder die lokale Zustellung in Betracht ziehen.
Halte auch nach anderen Gelegenheiten Ausschau, bei denen du persönlich verkaufen kannst, so z. B. auf Kleider- und Vintage-Märkten oder mit Pop-up-Ständen auf Festivals.
Marketing für dein Geschäft mit Vintage-Kleidung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Kund:innen in deinen Shop zu ziehen – einige kostenpflichtig, einige organisch. Wir stellen einige der Optionen vor, die sich für unsere Vintage-Expertengruppe am besten bewährt haben.
Social-Media-Marketing für Vintage-Shops
Das Schöne an Unikaten ist die Verfügbarkeit von Inhalten. Da ständig neue Artikel eintreffen, kannst du Instagram nutzen, um deine treuen Kund:innen sofort mit Schnappschüssen zu beeindrucken.
Neben Instagram-Post zu deinen neuesten Errungenschaften, kannst du auch Influencer-Marketing nutzen, um neue Kund:innen zu gewinnen. Bitte auch deine Kundschaft, dich aktiv auf Beiträgen zu verlinken, auf denen sie deine Kleidungsstücke tragen.
Auch TikTok ist ein beliebter Kanal, um für Kleidung Werbung zu machen. Drehe kreative Videos mit Outfit-Vorschlägen und lass deine Kundschaft einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Lesetipp: Social-Media-Marketing-Strategie entwickeln: Leitfaden für Anfänger:innen.
E-Mail-Marketing
In einem wöchentlichen Newsletter kannst du deine Kundschaft auf Neuheiten aufmerksam machen. Dies ist ein großartiges Instrument, um Bestandskund:innen zu belohnen und ihnen vorab Zugang zu neuen Artikeln oder anderen Treueprämien zu geben.
Lesetipp: Hier findest du einen Leitfaden für erfolgreiches E-Mail-Marketing.
Organische Suche und Inhalte
Wenn du deine Website aufbaust, solltest du Zeit investieren, um das Thema SEO (Suchmaschinenoptimierung) zu verstehen und zu lernen, wie du sie zur Generierung von organischem Traffic nutzen kannst. Das bedeutet, dass du die Suchbegriffe berücksichtigen musst, die deine Kundschaft verwendet. Berücksichtige die SEO, wenn du Produktseiten einrichtest und die Navigation deiner Website planst.
Du kannst den Traffic auf deiner Website auch mit Inhalten ankurbeln. Wähle ein Medium, mit dem du dich am wohlsten fühlst, egal ob es sich dabei um lange Texte (wie Blogbeiträge) oder kurze Videos (wie TikTok) handelt. Anschließend erstellst du Inhalte, die Fragen beantworten, zu einem aktuellen Thema beitragen oder ein beliebtes Meme aufgreifen. Relevante, beständige und zeitgemäße Inhalte können dir dabei helfen, ein Publikum aufzubauen oder E-Mail-Leads zu generieren.
In unseren Blogbeiträgen findest du weitere Tipps:
- So kannst du einen Blog erstellen.
- Hier findest du unsere ultimative SEO-Checkliste.
Treue und Stammkunden
Als Wiederverkäufer:in von Vintage-Kleidung bist du in der glücklichen Lage, ständig neue und einzigartige Artikel auf deiner Seite zu haben. Aus diesem Grund ist es wichtig, in deine bestehenden Kund:innen zu investieren. Es wird immer etwas Neues geben, das sie zurückbringen kann. Erwäge die Einrichtung von Kundenkonten, Prämienprogrammen und Rabatten.
Kleine Extras, die du in dein Unboxing-Erlebnis einbaust, können deine Kundschaft begeistern und sie dazu bringen, ihre Erfahrungen mit Freund:innen und online zu teilen.
Versand und Rücksendungen
Wie wir bereits am Anfang dieses Artikels erwähnt haben, achten immer mehr Verbraucher:innen beim Einkaufen auf Nachhaltigkeit. Wenn du Kund:innen mit der nachhaltigen Natur von Vintage anziehst, kannst du noch einen Schritt weiter gehen, indem du nachhaltige Verpackungen verwendest oder den CO2-Ausstoß für deinen Versand kompensierst.
Lesetipp: Hier erfährst du, wie du mit der Planet App klimaneutralen Versand ermöglichen kannst.
Die Auslagerung von Versand und Fulfillment ist aufgrund der Art deines Geschäfts und deiner einzigartigen Produkte eine Herausforderung. Es gibt jedoch Möglichkeiten, deine Prozesse zu optimieren und zu automatisieren, um Zeit und Kosten zu sparen.
Let‘s go!
Jetzt weißt du wahrscheinlich sehr viel mehr über den Online-Verkauf von Vintage-Kleidung. Ist es immer noch das richtige Business für dich? Der Schlüssel zum Erfolg ist ein gesundes Gleichgewicht aus gutem Geschmack und einer tragfähigen Nische, gemischt mit einer hervorragenden Auswahl, Präsentation und Markenbildung. Wenn das auf dich zutrifft, ist es an der Zeit, den Countdown für deine große Eröffnung zu starten.
Feature-Bild von Pete Ryan
Über die Autorin: Alice Viete ist Content-Marketing-Expertin. Als Inhaberin einer Agentur unterstützt sie B2B- und E-Commerce-Unternehmen bei der Umsetzung ihrer individuellen Content-Strategie. Im Shopify-Blog schreibt sie über erfolgreiche Händler:innen sowie aktuelle Themen im Onlinehandel.
Dieser Artikel von Dayna Winter erschien ursprünglich im Shopify.com-Blog und wurde übersetzt.