Gerade einmal zwei Jahre dabei und schon über 5000 positive Kundenbewertungen und ein Trustscore von 4.7 Sternen auf Trustpilot - die beiden Gründerinnen der Female-Empowerment-Marke Ooia sind mit ihrer Periodenwäsche auf der Überholspur.
In unserem ersten Beitrag über Ooia haben wir die Geschichte hinter der Marke und wie die zwei Gründerinnen den deutschen Damenhygiene-Markt auf den Kopf stellen bereits erzählt.
Nach einem ereignisreichen Jahr haben wir die Co-Founderinnen Kristine Zeller und Dr. Kati Ernst wiedergetroffen. Im Interview berichten sie uns nun, welche Marketingmaßnahme ihnen einen kräftigen Traffic-Boost verschafft hat und wie es dazu kam, dass sie jetzt auch eine zweite Marke führen.
In weniger als zwei Jahren eine erfolgreiche Brand - wie ging das?
Die ooia-Gründerinnen Kristine Zeller und Dr. Kati Ernst geben Vollgas
Kristine: Unsere bisherige Unternehmerreise wurde besonders durch zwei Ereignisse stark geprägt. Im November 2019 wurde unser TV-Auftritt in Die Höhle der Löwen ausgestrahlt und von einem Millionen-Publikum verfolgt. Dies verschaffte uns einen enormen Bekanntheits-Boost und einen regelrechten Ansturm im Onlineshop.
Kati: Wir haben den Ausstrahlungstag sorgfältig vorbereitet und hatten dank unserer Agentur und Shopify keinerlei technische Schwierigkeiten, dem exponentiellen Besucheranstieg standzuhalten. Im Anschluss haben reichweitenstarke Medien wie Spiegel Online und Bild.de über uns berichtet, wodurch noch mehr Neukunden auf Ooia aufmerksam wurden.
Neben diesem grandiosen Erfolgserlebnis haben wir zudem den Kreativpiloten-Preis erhalten. Diese Auszeichnung des Kultur- und Wirtschaftsministeriums in der Kategorie Nachhaltigkeit wurde uns lustigerweise am selben Tag verliehen, an dem auch unser TV-Auftritt in Die Höhle der Löwen gezeigt wurde. So sind wir direkt vom Kanzleramt nach Hause aufs Sofa, um die Ausstrahlung zusammen mit unseren Familien zu verfolgen.
Kristine: Seither sind unsere Verkäufe durch die Decke gegangen, weshalb wir Anfang 2020 zu Shopify Plus gewechselt sind. Dieses Jahr haben wir auch erstmals eine Limited Edition herausgebracht, die ebenfalls sehr erfolgreich verlief. Diese Erlebnisse und Meilensteine haben uns gezeigt, wie wichtig es ist, Prioritäten zu setzen und unsere Energie gezielt für Projekte einzusetzen.
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Welche Auswirkungen hatten die Limited Editions auf euer Geschäft?
Kristine: Unsere Produkte fallen zwar unter die Kategorie funktionaler Unterwäsche, Ooia soll allerdings mehr als nur praktisch sein. Mit den Limited Editions zeigen wir, dass die Marke modisch ist und Trends setzt.
Die erste Limited Edition, ein blauer Hipster mit Glitzerbund, war für unsere Kundinnen im Februar 2020 kurzzeitig verfügbar. Die Aktion war ein grandioser Erfolg. Die Edition war innerhalb weniger Tage ausverkauft.
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Vor Kurzem haben wir eine zweite Limited Edition gelauncht. Die Marketing-Wirkung ist ein echter Selbstläufer. Unsere Kundinnen wissen bereits von der letzten Aktion, dass sie schnell sein müssen. Die Designs sind zudem einzigartig und werden nur von uns angeboten.
Innerhalb von wenigen Tagen ausverkauft: Der ooia Limited Edition Glitzer-Hipster
Mit wachsender Bekanntheit steigt auch die Konkurrenz - Ist der Wettbewerb Fluch oder Segen?
Kati: Wir finden es gut, dass es auch andere Anbieter gibt. Der Markt ist riesig, denn die Zielgruppe, Frauen, die menstruieren, ist divers und stellt unterschiedliche Wünsche und Ansprüche. Es gibt Kundinnen, die preissensibler sind als andere und Modepräferenzen sind ebenfalls ein wichtiger Entscheidungsfaktor. Mehr Anbieter erweitern somit auch die Geschmackspalette.
Wir sehen Konkurrenz grundsätzlich als etwas Positives. Je mehr Anbieter es gibt, umso mehr Kundinnen werden über die Produktart aufgeklärt.
Die Aufklärung über Tabu-Themen ist ein essenzieller Teil unserer Markenidentität.
Kristine: Um konkurrenzfähig zu bleiben, positionieren wir uns klar. Wir legen starken Wert auf hohe Qualität. Unsere Stoffe beschaffen wir in Europa und das Hohenstein-Zertifikat bestätigt die geprüfte Wirksamkeit des Produkts. Ein Qualitätssiegel, welches viele unserer Mitstreiter nicht vorweisen können.
Unsere Marketingstrategie haben wir von Anfang auf den Aufbau der Marke ausgerichtet. Hierfür haben wir unsere Kommunikation auf Themen und Werte ausgerichtet, die uns als Gründerinnen wichtig sind, wie beispielsweise Female Empowerment. Die Aufklärung über Tabu-Themen ist ein essenzieller Teil unserer Markenidentität. Wir betrachten unsere Kommunikation deshalb als eines unserer Produkte.
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Auf welche Weise trägt euer Unternehmen zum Female Empowerment bei?
Kati: Als Gründerinnen und Mütter wollen wir anderen Frauen ermöglichen, zielgerichtet und selbstbewusst durch ihren Alltag zu gehen und den weiblichen Körper mit all seinen Wundern zu zelebrieren. Wir nutzen sowohl unsere Produkte als auch unsere Kommunikations-Kanäle dafür, Tabu-Themen zu normalisieren und unsere Kundinnen in ihrem Frauendasein zu begleiten.
Deshalb haben wir beschlossen, weitere Produkte abseits der Periodenunterwäsche in unser Portfolio aufzunehmen. Ein erster Schritt war der Launch des Ooia Still-BHs. Vor Kurzem haben wir ebenfalls die Schwestermarke Ida’s Place gegründet, ein Label für Inkontinenz-Unterwäsche.
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Das neue ooia-Produkt: Der Still-BH
Wie seid ihr an den Aufbau eurer zweiten Marke Ida’s Place herangegangen?
Kristine: Inkontinenz ist ein Problem, welches viele Frauen betrifft, wofür es jedoch keine attraktive und nachhaltige Lösung gibt. Diese Thematik bedarf unserer Meinung nach noch mehr Aufklärung als das Menstruationsthema.
Statt nur ein Produkt zu entwerfen, haben wir uns deshalb entschlossen direkt eine zweite Marke zu gründen. Ein weiterer Grund für die separate Marke war zudem die im Kern andere Zielgruppe, die einen besonderen Fokus verdient hat.
Kati: Durch unsere Expertise mit funktionaler Unterwäsche war der Einstieg in diesen Markenaufbauprozess definitiv leichter. Wir hatten bereits ein umfassendes Wissen über die Passform, die Membran-Technik und verfügten über ein weitreichendes Netzwerk für die Beschaffung und Produktion.
Ein solches Projekt kommt jedoch auch mit einem großen Aufwand. Wir wussten, dass wir für den Aufbau der Marke mehr Kapazität und deshalb Unterstützung brauchten. Aus diesem Grund haben wir ein zusätzliches Team aufgestellt.
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Was empfehlt ihr Onlinehändlern, die eine zweite Marke aufbauen wollen?
Kristine: Ein wichtiger Aspekt ist die rechtliche Abgrenzung von der ersten Marke. An dieser Stelle sollten Händler:innen überlegen, ob für die neue Marke beispielsweise eine eigenständige GmbH gegründet werden soll.
Außerdem gilt es, den zusätzlichen Zeitaufwand einzuplanen und zu verteilen. Dabei sollte ich mir als Unternehmer die Frage stellen, wie viel anteiligen Umsatz die neue Marke am Gesamtumsatz erbringen soll. Diese Prozentzahl ist der Richtwert, wie viel meiner Gesamtkapazität in die Marke investiert werden sollte.
Kati: Als Nächstes stellt sich die Frage, was mit der Kapazität passiert, die ich nun nicht mehr für die erste Marke zur Verfügung habe. Wer fängt diese Arbeit auf?
Wir haben uns dafür entschieden, unsere Kapazität durch zusätzliche Personen zu erweitern. Denn der Arbeitsumfang ist in unserem Fall ein Vollzeit-Gig. Eine weitere Co-Founderin kümmert sich gemeinsam mit einem separaten Team um den Aufbau der neuen Marke und wir stehen diesem Team als Beraterinnen zur Seite.
Mit der neuen Marke ida’s place machen die Unternehmerinnen auf ein weiteres Tabu aufmerksam
Wie wählt man die passende Co-Founder aus?
Kati: Dank unserer langjährigen Branchenerfahrung haben wir bereits ein großes Netzwerk, in dem sich viele brillante Köpfe befinden. Wir streuen die Nachricht auf einigen Kanälen und wählen anschließend anhand einiger für uns relevanter Kriterien die richtige Kandidatin aus den Bewerbungen aus.
Ein gewisses Skill-Level als Führungskraft und der kulturelle Fit sind wichtige Voraussetzungen für eine geeignete Mitgründerin.
Kristine: Bevor man die Suche startet, sollten sich Gründer:innen überlegen, nach welchem Profil sie suchen: eine Art Projektmanager, der Aufgaben und Anweisungen ausführt oder jemand, der eine eigene Vision für das Produkt und die Marke entwickelt und selbstbestimmt handelt.
Unsere Voraussetzung für die richtige Kandidatin ist ein gewisses Skill-Level als Führungskraft. Ebenso ausschlaggebend ist jedoch der kulturelle Fit. Ähnliche Wertevorstellung und Arbeitspräferenzen sind uns für eine harmonische und kreative Zusammenarbeit extrem wichtig. Nur wenn wir dieselbe Mission verfolgen, bleiben wir sowohl innerhalb des Unternehmens als auch mit unserer Kommunikation nach außen stimmig.
Als D2C-Brand steht die Kommunikation mit eurer Zielgruppe im Vordergrund. Welche Rückmeldung erhaltet ihr von euren Kundinnen?
Kristine: Wir bekommen täglich sehr emotionales Feedback von unseren Kundinnen. Käuferinnen berichten oft, dass sie sich überhaupt nicht vorstellen konnten, dass Periodenwäsche generell für sie funktioniert. Nach dem ersten Versuch sind sie oft total begeistert und teilen mit uns, wie das Produkt ihr Leben verbessert. Viele unserer Kundinnen bestellen sogar direkt weitere Modelle. Dieses positive Feedback treibt uns an, weiterhin unsere volle Energie und Hingabe in unsere Unternehmen zu stecken.
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Ihr seid sowohl erfolgreiche Unternehmerinnen als auch Mütter. Wie gut lassen sich Gründerdasein und Familie vereinen?
Kati: Während der Gründungsphase war uns das orts- und zeitunabhängige Arbeiten besonders wichtig, um Job und Familie miteinander zu vereinen. Wenn eines unserer Kinder einen Flöten-Auftritt hat, dann hat dieser Anlass Vorrang. Danach geht die Arbeit weiter. Diese Flexibilität ist unbezahlbar.
Die Corona-Phase war eine sehr besondere Zeit für uns, da jegliche Kinderbetreuung ausgefallen ist. Unsere Kinder sind noch klein und deshalb stark von uns abhängig. Das war eine Herausforderung, alles unter einen Hut zu bekommen. Da wir bereits ortsunabhängig aufgestellt waren, verlief der Anpassungsprozess auf jeden Fall leichter.
Insgesamt beschäftigen wir uns beide mehr mit der Arbeit als in unseren vorherigen Jobs. Der große Unterschied ist jedoch die Freiheit zu entscheiden, wo und wann wir uns mit Aufgaben beschäftigen. Diese Arbeitsweise ist sehr erfüllend.
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Was passiert, wenn Ooia aus seinen Kinderschuhen wächst?
Kristine: Vorausschauend planen und strategisch handeln ist für den Erfolg einer Marke entscheidend. Nichtsdestotrotz sollte das Hier und Jetzt Priorität haben, um die wichtigen Dinge im Leben nicht zu verpassen. Natürlich haben wir schon neue Ideen und Träume. Aktuell wollen wir uns allerdings voll und ganz auf unser jüngstes Baby Ida’s Place fokussieren.
Über die Autorin: Inara Muradowa ist SEO & Content Beraterin. Ihr Schwerpunkt ist der Bereich E-Commerce. Im Shopify-Blog porträtiert sie am liebsten erfolgreiche Gründer*innen und gibt Insider-Tipps zu aktuellen Trends.
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